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Kaufmännische Schule Schwäbisch Hall

Vortrag Mendi Rabinowitz

Artikel vom 09.03.2024

„Wir brauchen eine Zukunftsvision für die Jugend“

Der israelische Pädagoge und Schulleiter der SCORA-Partnerschule (Hebrew Reali School, Haifa) Mendi Rabinowitz [1] berichtete am Dienstagnachmittag, den 06.03.24, im Rahmen des SCORA-Projektes („Schools opposing racism and antisemitism“) in der Kaufmännischen Schule Schwäbisch Hall von den Herausforderungen durch den aktuellen Krieg in Israel und Gaza. Im Rahmen seines Vortrags stellte er sich unter anderem die Fragen, wie man mit dem Verlust von gefallenen Absolvent*innen umgehen muss, ob es während eines Krieges gelingen kann, zwischen Terroristen und einem Volk zu unterscheiden und wie Bildung die Demokratie trotz Krieg langfristig voranbringen und verändern kann. Nach einem 30-minütigen Vortrag endete der Nachmittag in einer offenen Diskussionsrunde.

Zu Beginn stellte Rabinowitz nach einer kurzen Einführung seiner Person klar, dass mit dem 7. Oktober 2023 ein massiver Einschnitt in die Gesellschaft Israels einherging. Der Terroranschlag sei nicht nur ein Angriff gegen das Judentum gewesen, sondern habe der ganzen Zivilisation und Menschheit gegolten. So berichtete er zum einen von einem sehr guten Freund, der seinen Sohn an diesem Tag verloren hat, und von zwölf getöteten Absolvent*innen seiner Schule: „Der Anschlag hat jeden betroffen, denn die Terroristen kamen zu uns nach Hause in unsere Köpfe!“

Mit dem Anschlag einher kam auch ein Wiederaufleben des Hasses und rassistischer Gedanken, denn die arabische Sprache werde seitdem wieder vermehrt in Verbindung mit den Terroristen gebracht, obwohl liberale Städte wie Haifa zuvor durch ein Zusammenleben der Kulturen geprägt waren.

Der Schulleiter stellt sich seitdem die Frage, wie ein friedliches Zusammenleben zwischen Juden, Muslimen und Christen wieder möglich werden kann. Die Lösung dieses Problems sieht er in der Bildung der Jugend. So sei es zum einen wichtig, den jungen Menschen Empathie nahezubringen. Nur wer es schaffe, Perspektivwechsel zu vollziehen, könne Verantwortung für eine funktionierende Gesellschaft übernehmen.

Ein weiteres Bindeglied, das er in diesem Zusammenhang als zweites Lebensziel an sich selbst stellt, ist die Vermittlung von Zukunftsvisionen. Der liberale Kommunalpolitiker fordert deshalb in seinem Vortrag eine Politik, die auf Friedenssicherung setzt, weshalb er sich gleichzeitig von der aktuellen israelischen Regierung distanziert: „Natürlich müssen wir die Terroristen verfolgen, aber wir müssen gleichzeitig darauf achten, dass deren Kinder nicht erneut zu Terroristen werden können. Da sehe ich die Bildung in der Verantwortung, denn kein Kind der Welt kommt als Terrorist auf die Welt. Das ist allein der Sozialisation geschuldet.“ Als Zeitraum nennt er dabei wiederholt eine Phase von 30 Jahren. Weil dieser Prozess des Wandels dabei nicht nur regional erfolgen könne, fordert er die Weltgemeinschaft zum Austausch auf, so schaffe es die Region nicht allein, den Frieden herzustellen.

Zuletzt schließt der Pädagoge mit eindrücklichen Worten: „Opfer fordert auch der Frieden, aber mit Opfer des Krieges sind diese nicht zu vergleichen.“

[1] In Israel ist Mendi Rabinowitz aus Funk und Fernsehen bekannt. So setzt er sich seit vielen Jahren für eine positive Einstellung gegenüber einer vielfältigen Gesellschaft ein und fördert den Austausch zwischen Menschen verschiedener ethnischen Gruppen.

Mehr zum SCORA-Projekt

http://www.ks-sha.de//schulleben/aktuelles